Allgemeines

Freitag, 12. September 2008

So banal, so genial

Komisch, wie lange man im Ausland manchmal braucht, um hinter die banalsten Dinge zu kommen. So suche ich von Anfang an nach einer Gelegenheit, günstig nach Deutschland zu telefonieren. Bisher habe ich mich auf Skype konzentriert. Das ist auch extrem günstig, aber die Vebrindung ist dafür leider oft schlecht. Und manchmal kommt sie seitens Indien gar nicht zustanden. Festnetz geht nicht, da ich nicht dauerhaft in Indien lebe. Und Handy ist zu teuer. Dachte ich.

Gut, ich hätte mich schlau machen können. Dann hätte ich nämlich herausgefunden, dass man für 1.000 Rupien (ca. 15 Euro) eine Flat bekommt, mit der man sogar nach Deutschland stundenlange Gespräche führen kann. Okay, die Verbindung ist in meiner Wohnung nicht optimal. Aber jetzt habe ich wenigstens eine echte Alternative, wenn das Internet versagt.

Außerdem habe ich einen Weg gefunden, mit dem penetranten Hupen umzugehen: Ein MP3-Player. Einfach nette Relax-Musik einschalten und schon sind das nervige Hupen und das lärmende Rikscha-Geknattere nur noch dezente Hintergrund-Geräusche. Komisch, dass ich das noch nicht vorher genutzt habe. Ich habe schließlich soviele CDs mitgenommen, dass ich jeden Morgen ein andere Programm hören könnte.

Sonntag, 10. August 2008

Internet und Unverbindlichkeit

Was mir das Leben in Indien manchmal schwer macht, das sind die unerwarteten Probleme. Die Ausfälle beim Internet, zum Beispiel. Ich habe jetzt schon zum dritten Mal in den fünf Wochen, die ich hier lebe, keine Verbindung zum Internet. Und das im IT-Land Indien. Von den Internet-losen Aufenthalten in Hotels und kleineren Ausfällen ganz zu schweigen. Manchmal geht es nach ein paar Minuten wieder, manchmal gehen nur bestimmte Seiten nicht. Dann wiederum hält die Störung einen ganzen Tag an. Schon wieder am Wochenende offline zu sein, macht mich wütend und traurig zugleich.

Ich stehe extra auf, um Hotels und Flüge für meinen Urlaub im Oktober herauszusuchen – aber es geht mal wieder nicht. Und ich weiß auch nicht, ob ich am Abend mit Patrick telefonieren kann, wie wir es verabredet haben. Klar, ich kann in ein Internet-Cafe gehen. Aber dann muss ich eine Rikscha oder meinen Fahrer bemühen, eins in der Nähe finden – die Fahrer verstehen oft nur wenig englisch – und mich dann in ein vermutlich lautes Internet-Cafe setzen. Und hier soll ich mich entspannt mit meinem Freund unterhalten? Das geht, wenn man ein paar Wochen unterwegs ist. Aber für einen mehrmonatigen Aufenthalt ist das keine Alternative.

Außerdem regt mich die indische Unverbindlichkeit furchtbar auf. Ein Bekannter witzelte, das IST stehe für Indian Stretchable Time. Teilweise liegt das an dem Verkehr, der absolut unberechenbar ist. Außerdem legt der Inder keinen Wert auf feste Uhrzeiten. Aber wenn er etwas will, dann muss es sofort passieren. Dass ich nicht immer sofort aufbrechen möchte, wenn es jemandem gerade passt, stößt auf Verwirrung. Aber man weiß ja nie, ob die Leute überhaupt kommen oder wann. Und ich muss ja erst dorthin kommen. Kann man denn nicht ein paar Stunden vorher Bescheid sagen?

Vorbereitung ist aber nicht gerade Sache der Inder. Im Job machen sie es, weil es gefordert ist. Aber dann bitte keinen zu langen Planungs-Horizont. Nun gut, wir Deutschen übertreiben es damit auch. Ich habe mich mit dem indischen IT-Chef darüber unterhalten, der für unsere teilweise mehrjährigen Planungen gar kein Verständnis hat. Die Umstände können sich doch so schnell ändern. Da hat er sicher Recht. Aber ein paar Stunden im Voraus, die kann man planen!

Ich weiß, dass sich diese Probleme albern anhören in einem Land, in dem so viele Menschen arm sind. Natürlich rückt das einige Perspektiven zurecht und man ärgert sich über vieles nicht mehr. Dass die Toiletten oft nicht ganz den westlichen Standard haben. Dass man angebettelt wird. Dass es eine sehr laute und überfüllte Stadt ist. Man lernt, damit zu leben. Und vielleicht kann ich meine geordnete Mentalität ablegen und mich der indischen Planlosigkeit anpassen. Aber auf den Kontakt zu meinen Lieben Daheim über das Internet kann und will ich nicht verzichten. Das ist ein zu wichtiger Teil meines Lebens.

Samstag, 26. Juli 2008

Regen als Segen

regenWenn man aus Deutschland kommt und die Geschichten vom Monsun hört, dann glaubt man, dass er hier ein Fluch sein muss. Die Straßen können binnen kürzester Zeit überflutet sein, die Gefahr von Krankheiten steigen, der Strom kann ausfallen und viele Läden haben einfach geschlossen – das ganze Leben ist nicht mehr planbar. Dass dieses Land auf den Regen angewiesen ist und ihn als Segen empfindet, wird mir jetzt erst klar, wo er so sehnsüchtig herbei gesehnt wurde. Fast einen Monat lang blieben die Monsun-Regefälle aus. In Mumbai hat es zwar zwischendurch kurz geregnet. Aber nicht genug. Und in andere Landesteilen kam gar kein Regen. Für die Bauern ist das eine Tragödie. Es gab bereits Zeremonien, mit denen der Regen herbei gefleht werden soll, Die Moslems haben sich in mehreren Städten getroffen, um barhäuptig – damit die Sonne zu spüren ist – zu einer Gottheit zu beten. Und auch die Hindus beteten für Regen.

Nun ist er endlich da. Und das dann auch, dass meine angenehme Zeit vorbei ist. Denn ich empfinde es natürlich als sehr angenehm, dem deutschen Regen zu entfliehen. Deswegen habe ich in der ersten Zeit gar nicht realisiert, wie wichtig der Monsun für dieses Land ist. Ich habe mich nur gewundert, dass so viele Inder zu mir gesagt haben: „Oh, wait for the rain. You will love it.“ Und ich dachte mir: Wieso soll ich den Regen lieben? Den kenne ich doch. Der Grund ist der, dass sie den Regen lieben. Er bedeutet Leben.

Donnerstag, 24. Juli 2008

Von Selbstmördern, Kühen und Gebets-Drive-Ins

autosWer den Verkehr in Mumbai zum ersten Mal erlebt, gewinnt eine neue Vorstellung vom Wort "Verkehrschaos". Ich dachte immer, Paris sei zum Autofahren ein Horror. Aber da habe ich mich wenigstens getraut, selbst zu fahren. Hier? Niemals! Dass die Straßen furchtbar voll und extrem schlecht sind, ist vermutlich hinlänglich bekannt. Aber dass zwei- bis dreispurige Straßen mitunter Löcher haben, in denen man ein Kalb begraben könnte, fand ich doch bemerkenswert. Alle Autos müssen dann abbremsen, bis sie Schrittgeschwindigkeit erreicht haben. Oft müssen sie dem Hindernis auch links und rechts ausweichen. Und natürlich wird dieser Prozess von lautstarkem Hupen begleitet, der inoffiziellen Hymne Mumbais.

Eine weitere indische Eigenheit ist es, Spuren komplett zu ignorieren. Da werden aus drei Spuren gern mal vier – und durch die schmalen Lücken sausen noch überholende Motorrad-Fahrer. Um sich hier auf zwei Rädern zu bewegen, muss man zumindest latent Suizid-gefährdet sein. Anders kann ich mir die Fahrweise der Motorräder und Roller nicht erklären. Wenn die Fahrbahn nach Mumbai nämlich zu voll ist – und das ist sie zu den Stoßzeiten eigentlich immer – scheren die tollkühnen Fahrer locker aus und fahren auf der Gegenspur. Auf einer 3 (oder halt 4-5) -spurigen Schnellstraße. Irre!

Zusätzlich sieht man die skurrilsten Dinge am Straßenrand. Die unvermeidlichen Kühe, die in göttlich anmutender Gelassenheit am Straßenrand grasen, wiederkäuen oder spazieren gehen. Manchmal tun sie das auch mitten auf der Straße. Einmal habe ich sogar ein paar Kühe gesehen, die wie Wachhunde vor Eingängen hockten. Das war richtig schräg. Aber mein persönlicher Höhepunkt war der Motorradfahrer, der auf einmal sein Vehikel auf der Straße abstellte und eine halbe Spur blockierte, um andächtig vor einem Altar stehen zu bleiben. Vielleicht um für einen sichere Heimfahrt zu beten?

P.S.: An genau diesem Gebets-Drive-in wird selbst mein jugendliche Fahrer aus der Hölle (siehe Bild) religiös, wie mir heute aufgefallen ist. Er murmelt ein Gebet, küsst seine Finger und das war dann wohl der Segen für den Tag.

Samstag, 19. Juli 2008

Miss Heike und ihre Chauffeure

Ich gewöhne mich tatsächlich daran, einen Fahrer zu haben. Bei den anderen Expatriats (also Menschen, die meist befristet im Ausland arbeiten) ist das so üblich, dass es zu einer Art Normalität wird. Selbst fahren kann man hier nämlich nicht. Zum einen wegen des mörderischen Verkehrs, den ich ein anderes Mal genauer erklären werde. Außerdem ist das Rechtssystem wohl recht vertrackt. Die öffentlichen Verkehrssysteme müssen hoffnungslos überfüllt und wegen Grabschereien nicht zu empfehlen sein. Ich bin daher dankbar, dass meine Firma mir einen Fahrer für den Weg zu Arbeit stellt. Private Fahrten zahle ich natürlich selbst, aber dafür habe ich meinen eigenen Fahrer.

Zumindest in der Theorie. Die Fahrer wechseln im Moment ständig. Heute hatte ich schon den vierten – in weniger als drei Wochen! Den Fahrer nicht mitgerechnet, der auf einmal mitten in einer Fahrt nach Bandra übernahm. Das war reichlich schräg, zumal ich nicht darüber informiert wurde. Mein jugendlicher Fahrer aus der Hölle hielt nur auf einmal an, sagte, dass wir den Wagen wechseln müssen und übergab uns an die zweite Schicht. Gut, dass Karin bei mir war. Alleine wäre ich etwas überfordert gewesen. Und heute musste meine Kollegin uns telefonisch lotsen, weil der Fahrer keinen Schimmer hatte, wo er genau hin musste. Ich leider auch nicht. Ihr kennt mich ja... Rekha sei Dank sind wir dann aber doch noch angekommen.

Nachtrag: Heute, am Montag, habe ich schon wieder einen anderen Fahrer. Es ist - zumindest glaube ich das - der junge Kerl, der wie ein Berserker fährt. Und wie schon letzte Woche ist er auch heute wieder über eine halbe Stunde zu spät dran. Was bedeutet, dass ich auch zu spät komme. Und das wird in Indien nicht so lax gesehen, wie man annehmen könnte. Zunindest nicht bei uns. Ich bin also extrem verärgert. Was ich der Agentur auch klar gemacht habe. Ob es hilft? Wer weiß das schon in Indien. "Yes, Mam" kann hier alles mögliche bedeuten.

Montag, 14. Juli 2008

Schönheiten im Süden

Uni-Am Sonntag habe ich auf eigene Faust eine Tour durch Colaba und Fort unternommen – in die Ecken, die mir bei der Tour gestern aufgefallen sind. Und das waren wirklich herrliche Ecken, bei denen ich Mumbai zum ersten Mal wirklich schön und ganz außergewöhnlich fand. Hier vermischen sich die Baustile Europas und Indiens sehr charmant, wie ich finde. Schwere britische Bauten werden mit asiatischen Motiven verziert. Und es ist so viel Grün hier, das ist unglaublich. Man sieht Alleen, Palmen und andere traumhafte Pflanzen. Hier muss man hin, wenn man Mumbai besucht! Ein paar Bilder seht ihr in der Bilderalerie Zweites Wochenende.

TruckAngefangen habe ich meine Tour beim ehemaligen Prince of Wales Museum (heißt jetzt Chhatrapati Shivaji Maharaj Vastu Sangrahalaya), einem schönen Gebäude aus der Kolonialzeit. Natürlich musste ich auch zur Statue von Mahatma Gandhi. Dann habe ich mich treiben lassen an Marktständen vorbei (wo ich ein schönes Geschenk für meine Vater gefunden habe!), zum Gateway of India, dann zurück und an der Universität und dem Gerichtshof vorbei. Es war eine tolle Tour, bei der ich angefangen habe, den ganz speziellen Charme von Mumbai zu verstehen.

BuechereiMumbai teilt sich nämlich eigentlich in zwei Teile: den Norden und den Süden. Der Norden, in dem ich lebe, ist zwar schön, aber nicht außergewöhnlich. Das Leben spielt sich ab im Süden – und hier sind auch die viel schöneren Gebäude. Ich denke, hierher werde ich noch ein paar Mal kommen, Vielleicht ja auch mit Besucher, die hoffentlich zahlreich nach Indien kommen. Bald kenne ich hier die tollen Ecke. Ich beginne ja, erst sie kennen zu lernen.


P.S.: Leider auch typisch indisch sind die Probleme. Nachdem mein Internet so schön bis Freitag lief, geht seit Samstag nichts mehr. Das ist umso ärgerlicher, weil ich jetzt von allem Kontakt zur Heimat abgeschnitten bin – und das gerade am Wochenende. Mit Patrick habe ich seit Montag oder Dienstag nicht mehr gesprochen: entweder war ich unterwegs oder er – oder ich hatte Probleme mit dem Internet. Und natürlich erreicht man hier am Wochenende niemanden. Also heißt es warten und sich in Geduld fassen. Kein Wunder, dass hier alle so entspannt sind. Die sind es gewöhnt zu warten.

Mittwoch, 9. Juli 2008

Weinkauf auf indisch

Mit der Wohnung hat dann auf einmal doch alles wunderbar geklappt. Ich weiß nicht, wie die indischen Kollegen es geschafft haben, aber auf einmal ging alles ganz schnell, so dass ich am Dienstag in meine neue Wohnung in Andheri East einziehen konnte. Es lief auch alles gut, nur das Internet ging nicht. Und da wurde ich dann auch mit der indischen Mentalität konfrontiert: "Yes, Mam, IT guy will come in an hour."

Also habe ich mit knurrendenm Magen dagessenen und gewartet. Nach einer Stunde dämmerte es mir, dass da etwas nicht stimmen konnte. Da klopfte auch schon Deepak, unsere gute Seele in Block C, an die Tür und erklärte, dass der IT guy wohl doch erst morgen kommt. Nun gut, einen Tag werde ich auch ohne Internet überleben. Aber nicht ohne Essen! Daher nickte ich freundlich und machte mich - natürlich mit Fahrer - auf den Weg zum nahen Einkaufs-Center in Powai. Der Haico-Markt dort hat eine prima Auswahl und verfügt über, das ist in Indien nicht selbstverständlich, eine anständige Auswahl an Weinen. Die ausländischen Weine sind zwar unverschämt teuer (ab munteren 2.000 Rupien, das sind rund 30 Euro), aber die indischen sind zwischen 5 und 10 Euro zu haben. Und die Weißen sind gekühlt in Ordnung.

Lustig ist aber, dass der Wein und die anderen Alkolika (der "Nichtvegetarische Bereich übrigens auch) in einer sepraten Ecke erhältlich sind. Man kommt sich ein bißchen vor, als ob man illegale Drogen kauft. Außerdem wird der Wein dann in eine undurchsichtige Plastiktüte gesteckt und versiegelt. Damit kein anderer in Versuchung kommt? Damit meine Neigung nicht offensichtlich wird? Ich weiß es nicht. Hauptsache, ein erster Grundstock ist in meiner Wohnung vorhanden: Weißwein, Cola light, getrocknete Bananen, Tiefkühl-Samosas und Gruyere-Käse. Damit ist der Abend dann gerettet.

Im Land der Maharadschas

6 Monate in Mumbai

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