Sonntag, 3. August 2008

Ein Hauch von Alltag

Am Wochenende hatte ich mal wieder Probleme mit dem Netz. Aber offen gestanden, so spektakulär war es diesmal auch nicht. Ich war am Freitag Abend in einem leckeren Hotel-Restaurant, in dem die Weine sogar bezahlbar waren. Wer nicht bei jedem Glas Wein darüber nachdenken möchte, ob das Budget gesprengt wird, dem sei das Peninsula in Andheri East ans Herz gelegt. Für mich besonders gut: Es ist nur circa 10 Minuten entfernt.

Am Samstag war ich dann, ich traue es ja kaum zu sagen, in der Phoenix Shopping Mall. Schließlich muss ich meine Geschenke zusammen bekommen. Und wenn ich dabei etwas für mich selbst finde, dann muss ich halt zuschlagen. Nachher ging es dann auf die Piste im Sahara Hotel beim Flughafen. In Mumbai scheinen die nettesten Clubs in den Top-Hotels zu sein. Dumm nur, dass deren Preise recht happig sind: 2000 Rupien (ca. 30 Euro) Mindestverzehr ist geschmeidig. Da das Glas Weißwein aber 600 Rupien kostest, geht das schnell. Wer sich allerdings an Bier oder Schnaps hält, der taumelt vermutlich nachher hinaus. Beides ist nämlich viel günstiger.

Am Sonntag habe ich dann zum ersten Mal nichts gemacht. Im Bett gelesen, via Internet Reisen durch Indien geplant und ferngesehen. Aber draußen war ich nicht. Ich hatte kurz ein schlechtes Gewissen. Schließlich bin ich in Indien, ich muss doch etwas unternehmen! Andererseits: Wenn ich vom Disko-Abend angeschlagen bin, warum kann ich dann nicht relaxen? Das würde ich zu Hause ja auch so machen. Und damit ist noch etwas mehr Normalität in meinen indischen Alltag eingekehrt.

Donnerstag, 31. Juli 2008

Madurai - Indien, wie man es sich vorstellt

madurai_tempel1Von Montag bis Mittwoch war ich in Madurai im äußersten Süden Indiens. Die sehr charmante Stadt gehört zum Bundesstaat Tamil Nadu, dessen Hauptstadt Chennai das alte Madras ist. Und hier habe ich das Indien gefunden, das ich erwartet hatte: Es ist quirlig, bunt und wuselig, aber ohne die Hektik und das Verkehrschaos von Mumbai. In der relativ kleinen Stadt - etwas mehr als eine Millionen Einwohner - wimmelt es nur so von Tempeln, von denen der bedeutendste der Minakshi-Tempel (Shri Minakshi-Sundareshvara-Tempel) ist. Leider wurde gerade bis auf eine Tempelspitze fast alles restauriert und daher verhüllt, was sehr schade ist. Denn dieser Tempel faszsiniert normalerweise durch seine farbenfrohen Detailarbeiten, die sich rings um die Spitzen herum ranken. Ihr seht sie links und in der Bildergalerie 4.Madurai. Dafür war das Innere des Tempels aber umso schöner und beeindruckender. Allerdings darf man als Nicht-Hindu nicht in die heiligsten Bereiche hinein.

madurai_elefantAußerdem waren wir in einem ebenfalls sehr schönenTempel mitten im Gebirge. Kurios war allerdings die Neonreklame oben auf dem prächtig verzierten Dach. Und die Tatsache, dass sich mitten in der Vorhalle des Tempels Stände befinden. Das fand ich extrem schräg. Zudem hatte ich das Glück, nicht nur das Werk besichtigen zu können, sondern auch an der Einweihung eines Programms für Schulkinder teilnehmen zu dürfen. Bei diesem Event war der Minister für Schule und Bildung des Staates Tamil Nadu zugegen und es war irre, dieses Spektakel zu erleben: Wie sich die Kinder am Eingang aufreihten, der Aufmarsch des Ministers und sein prächtiger Wagen. Irre! Ich muss noch herausfinden, ob dieser Minister auch ein Ex-Filmschauspieler ist. Die meisten Politiker der Region stammen aus dem lokalen Filmgeschäft - nicht Bollywood übrigens. Tamil Nadu hat eine eigene Filmindustrie. Das und ihre eher konservativen Ansichten haben ihnen in Indien angeblich den Ruf eingebracht, schauspielernde Religionseiferer zu sein.

Samstag, 26. Juli 2008

Regen als Segen

regenWenn man aus Deutschland kommt und die Geschichten vom Monsun hört, dann glaubt man, dass er hier ein Fluch sein muss. Die Straßen können binnen kürzester Zeit überflutet sein, die Gefahr von Krankheiten steigen, der Strom kann ausfallen und viele Läden haben einfach geschlossen – das ganze Leben ist nicht mehr planbar. Dass dieses Land auf den Regen angewiesen ist und ihn als Segen empfindet, wird mir jetzt erst klar, wo er so sehnsüchtig herbei gesehnt wurde. Fast einen Monat lang blieben die Monsun-Regefälle aus. In Mumbai hat es zwar zwischendurch kurz geregnet. Aber nicht genug. Und in andere Landesteilen kam gar kein Regen. Für die Bauern ist das eine Tragödie. Es gab bereits Zeremonien, mit denen der Regen herbei gefleht werden soll, Die Moslems haben sich in mehreren Städten getroffen, um barhäuptig – damit die Sonne zu spüren ist – zu einer Gottheit zu beten. Und auch die Hindus beteten für Regen.

Nun ist er endlich da. Und das dann auch, dass meine angenehme Zeit vorbei ist. Denn ich empfinde es natürlich als sehr angenehm, dem deutschen Regen zu entfliehen. Deswegen habe ich in der ersten Zeit gar nicht realisiert, wie wichtig der Monsun für dieses Land ist. Ich habe mich nur gewundert, dass so viele Inder zu mir gesagt haben: „Oh, wait for the rain. You will love it.“ Und ich dachte mir: Wieso soll ich den Regen lieben? Den kenne ich doch. Der Grund ist der, dass sie den Regen lieben. Er bedeutet Leben.

Donnerstag, 24. Juli 2008

Von Selbstmördern, Kühen und Gebets-Drive-Ins

autosWer den Verkehr in Mumbai zum ersten Mal erlebt, gewinnt eine neue Vorstellung vom Wort "Verkehrschaos". Ich dachte immer, Paris sei zum Autofahren ein Horror. Aber da habe ich mich wenigstens getraut, selbst zu fahren. Hier? Niemals! Dass die Straßen furchtbar voll und extrem schlecht sind, ist vermutlich hinlänglich bekannt. Aber dass zwei- bis dreispurige Straßen mitunter Löcher haben, in denen man ein Kalb begraben könnte, fand ich doch bemerkenswert. Alle Autos müssen dann abbremsen, bis sie Schrittgeschwindigkeit erreicht haben. Oft müssen sie dem Hindernis auch links und rechts ausweichen. Und natürlich wird dieser Prozess von lautstarkem Hupen begleitet, der inoffiziellen Hymne Mumbais.

Eine weitere indische Eigenheit ist es, Spuren komplett zu ignorieren. Da werden aus drei Spuren gern mal vier – und durch die schmalen Lücken sausen noch überholende Motorrad-Fahrer. Um sich hier auf zwei Rädern zu bewegen, muss man zumindest latent Suizid-gefährdet sein. Anders kann ich mir die Fahrweise der Motorräder und Roller nicht erklären. Wenn die Fahrbahn nach Mumbai nämlich zu voll ist – und das ist sie zu den Stoßzeiten eigentlich immer – scheren die tollkühnen Fahrer locker aus und fahren auf der Gegenspur. Auf einer 3 (oder halt 4-5) -spurigen Schnellstraße. Irre!

Zusätzlich sieht man die skurrilsten Dinge am Straßenrand. Die unvermeidlichen Kühe, die in göttlich anmutender Gelassenheit am Straßenrand grasen, wiederkäuen oder spazieren gehen. Manchmal tun sie das auch mitten auf der Straße. Einmal habe ich sogar ein paar Kühe gesehen, die wie Wachhunde vor Eingängen hockten. Das war richtig schräg. Aber mein persönlicher Höhepunkt war der Motorradfahrer, der auf einmal sein Vehikel auf der Straße abstellte und eine halbe Spur blockierte, um andächtig vor einem Altar stehen zu bleiben. Vielleicht um für einen sichere Heimfahrt zu beten?

P.S.: An genau diesem Gebets-Drive-in wird selbst mein jugendliche Fahrer aus der Hölle (siehe Bild) religiös, wie mir heute aufgefallen ist. Er murmelt ein Gebet, küsst seine Finger und das war dann wohl der Segen für den Tag.

Im Land der Maharadschas

6 Monate in Mumbai

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